4 Jul 2024

Tierversuche sind zwingend erforderlich

Pressekonferenz am Ernst Strüngmann Institut am 04. Juli 2024


  • Tierversuche notwendig für Erforschung von Krankheiten und Entwicklung von Therapien.
  • Gesetze sichern restriktive Anwendung: Tierversuche ausschließlich, wenn keine methodischen Alternativen vorhanden sind.
  • ESI bekennt sich zu Transparenz und höchsten Standards.
  • Abwanderung der Spitzenforschung als Gefahr.

Frankfurt am Main, 04. Juli 2024 – „Der Einsatz von Tierversuchen wird in der Öffentlichkeit kontrovers und emotional diskutiert,“ leitet Prof. David Poeppel, geschäftsführender Direktor des Ernst Strüngmann Instituts, zur heutigen Pressekonferenz ein: „Dabei ist einer Vielzahl von Menschen nicht bewusst, dass für die Erforschung von Krankheiten und der Entwicklung von Therapien für Patienten Tierversuche zwingend erforderlich sind.“

Das Ernst Strüngmann Institut ist ein führendes Forschungsinstitut, das sich der Aufgabe verschrieben hat, grundlegende Erkenntnisse über wichtige Gehirnfunktionen zu gewinnen, das Gehirn in Gesundheit und Krankheit zu verstehen und damit Grundlage für die Diagnose und Behandlung schwerwiegender Erkrankungen, wie Schlaganfälle oder Parkinson, zu schaffen.

„Um das Gehirn zu verstehen, setzen wir ein breites Spektrum wissenschaftlicher Methoden ein, unter anderem Computersimulationen, non-invasive bildgebende Verfahren wie MRT, MEG und EEG bei Menschen sowie Organoide“, erklärt Prof. David Poeppel, „um aber ein wirklich vollständiges Bild zu erhalten, sind auch Tierversuche notwendig.“

Höchste Standards und strenge Kontrollen

Alle Tierversuche am Ernst Strüngmann Institut werden gemäß den gesetzlichen Bestimmungen und unter strenger Aufsicht der zuständigen Behörden durchgeführt. Seit 2013 ist in der Tierschutz-Versuchstierverordnung die konsequente Umsetzung des 3R-Prinzips zur Vermeidung (Replacement), Verminderung (Reduction) und Verbesserung (Refinement) der Verwendung von Versuchstieren vorgeschrieben.

Durch die Verbesserung und Neuentwicklung von Alternativmethoden kann man bereits heute eine Vielzahl an Tierversuchen vollständig ersetzen – oder sie tragen dazu bei, die Anzahl der für Tierversuche benötigten Tiere zu verringern. Für bestimmte Fragestellungen sind jedoch weiterhin keine Alternativen verfügbar, beispielsweise bei Untersuchungen der neuronalen Impulsleitung im Gehirn und der daraus resultierenden Basis für Lernen und Gedächtnis.

„Zukunftsweisende Entdeckungen sind oft Zufallstreffer,“ verdeutlicht Prof. Dr. Wolf Singer, Gründungsdirektor des Ernst Strüngmann Instituts: „Ohne Grundlagenforschung wären wir schlecht gewappnet für die Herausforderungen der Zukunft, seien es Klimawandel, Bevölkerungswachstum, Artensterben, neue Pandemien und Epidemien oder zunehmende chronische Erkrankungen wie Diabetes. Wir haben die Pflicht, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, welche Ziele unsere Untersuchungen verfolgen und warum wir dafür Tiere einsetzen.“

Aktuell arbeitet das ESI mit 319 Versuchstieren, darunter 37 nicht-humane Primaten, 276 Mäuse und 6 Ratten. Seit März 2024 haben wir am Institut freiwillig die Genehmigung für Tierversuche mit nicht-humanen Primaten vorübergehend zurückgegeben. Diese Entscheidung haben wir getroffen, um sicherzustellen, dass die neuen Mitarbeiter, die die bisherigen Experten ersetzen, durch Fortbildungen und Austauschprogramme die notwendige Expertise für die Arbeit mit nicht-humanen Primaten aufbauen. Während dieser Übergangszeit waren und sind alle Tiere zu jedem Zeitpunkt fachkundig betreut. Sobald die neuen Mitarbeiter ausreichend geschult sind, planen wir, die Genehmigung für Tierversuche mit nicht-humanen Primaten wieder zu beantragen.

„Tierversuche sind essenziell für das Verständnis komplexer biologischer Systeme,“ schildert Prof. David Poeppel: „Nur wenn wir das Gehirn verstehen, können wir psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen heilen.“

Das Ernst Strüngmann Institut bekennt sich unter dem Slogan ´Transparenz und Respekt´ zum offenen, faktenbasierten Diskurs über Tierversuche. „Dabei steht die Forschungswirklichkeit und die Verhältnismäßigkeiten im Fokus“, erklärt Prof. David Poeppel abschließend: „Und natürlich die Fragestellung, ob Deutschland ein führender Wissenschaftsstandort bleiben soll, oder wir dieses Gebiet anderen Ländern überlassen wollen, in denen nicht unsere Forschungsstandards und -vorgaben gelten.“

Weiterführende Informationen finden Sie unter: https://www.esi-frankfurt-presse.info

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